(msi) In den frühen Morgenstunden wurden in Istanbul Bakirköy die Leichen von 3 Personen gefunden, unter ihnen 1 Kind. Der Katastrophenschutz AFAD wurde zunächst zum Tatort geschickt, weil aus der Wohnung stechender Geruch austrat. Später hatten die Experten herausgefunden, der Geruch sei die Folge von Zyanid, was die 3 Personen offenbar zuvor eingeatmet hatten. Damit vermehren sich die Fälle von Tod durch dieses Gift. Die genauen Hintergründe zu dem Unglück werden aber noch untersucht.
„Lieber Gott, lass ein Wunder geschehen“
Am vergangenen Wochenende kam in Antalya eine Familie durch Zyanid ums Leben. Der Familienvater Selim Şimşek hatte Zyanid im Internet gekauft und sich selbst, seine Frau sowie die beiden neun und fünf Jahre alten Kinder getötet. Selim Şimşek hinterließ einen Abschiedsbrief, das zum Teil von verschiedenen türkischen Nachrichtenportalen in den Sozialen Medien veröffentlicht wurde.
„Ich hatte sehr lange darüber nachgedacht. Mein Selbstmord würde meine Frau und Kinder in eine nicht endende Krise stecken. Es wäre das logischste sie auch mitzunehmen. Ich weiß, unsere Hinterbliebenen werden traurig sein und weinen aber sie werden es dann langsam vergessen (…). Ich habe ständig gebetet. Lieber Gott, lass ein Wunder geschehen. Ich habe heute meine über alles geliebte Tochter schlafen gelegt. Sie hat mich so stark umarmt wie niemals zuvor. Mein Herz lag in Trümmern.“
Arbeitslosigkeit und Mietschulden
Der Familienvater hatte offenbar sehr hohe Schulden und konnte nicht mehr die Miete für die Wohnung zahlen. Seit 9 Monaten war der Mann arbeitslos, heißt es in den verschiedenen türkischen Nachrichtenportalen.
Gehälter gepfändet, Lebensmittel anschreiben lassen
Kurze Zeit vorher wurde das Land durch den Selbstmord von vier Geschwistern, ebenfalls in Istanbul, erschüttert. Die 2 Männer und 2 Frauen hatten Wasser getrunken, in das zuvor Zyanid gemischt wurde. Vor der schrecklichen Tat hatten sie an die Haustüre ein Warnhinweis gehängt auf dem „Vorsicht Zyanid“ geschrieben war.
Die Geschwister, die alle im selben Haus lebten, hatten ebenfalls finanzielle Probleme, schreibt etwa der türkische Dienst von BBC. Sie hätten zuletzt bei ihrem Lebensmittelladen anschreiben lassen. „Sie hatten 2.250 TL Schulden,“ zitiert der türkische Dienst von BBC den Ladenbesitzer Yusuf Deniz. Die Geschwister hätten Deniz erzählt, dass ihre Gehälter gepfändet seien und sie deswegen ihre Schulden bei ihm nicht begleichen konnten
Arbeitslosigkeit steigt, Türkische Lira unter Druck
In den vergangenen Jahren sind die wirtschaftlichen Probleme in der Türkei gewachsen. Die Arbeitslosigkeit liegt mit 14 Prozent bei 4, 65 Millionen. Das sind im Vergleich zum Vorjahr rund 980.000 mehr Arbeitslose. Die Arbeitslosigkeit ist damit auf einem 15-Jahres-Hoch. Auch die Währung des Landes steht unter Druck. Lag der Euro Anfang 2015 unter 3 TL, liegt der aktuelle Kurs bei über 6,3 TL. Und eine Verbesserung der Wirtschaftslage ist nicht in Sicht.