Einst war das „Yamanlar College“ in Izmir eine moderne Bildungseinrichtung. Heute ist es zu einem Zentrum des Salafismus geworden. Die jüngste Konferenz der „Sıla Stiftung“ (Sıla Vakfı) führt das vor Augen.
BOLD – Das Erdoğan-Regime hat hat rund 1.400 Schulen beschlagnahmt, die der Gülen-Bewegung nahestehen. Das Yamanlar Collge ist ein symbolisches Beispiel dafür. Es gilt als eines der ersten Schulen der Bewegung.
1982 hatte das Yamanlar College erstmals ihren Lehrbetrieb aufgenommen und sich für moderne Methoden entschlossen. Der Geistliche Fethullah Gülen, hatte seinen Anhängern die mangelnde Bildung als größtes Problem der Türkei erklärt. Er empfahl seinen Anhängern anstatt Schulen oder religiöse „Imamhatip-Schulen“ moderne Schule zu gründen.
Das Yamanlar Collge wurde zu den erfolgreichsten privaten Schulen des Landes. Im Laufe der Jahre hat die Gülen-Beweung 21 Universitäten und rund 1.400 Schule gegründet.
Nach dem Kooruptionsskandal 2013, in dessen Mittelpunkt der Sohn von Erdoğan, Bilal, sowie 4 Minister waren, hat der starke Mann in Ankara die Gülen-Bewegung als schuldig erklärt. Die Polizisten und Staatsanwälte in dem Korruptionsskandal vom Dezember 2015 wurden von den Fällen abgezogen und die Ermittlungen eingestellt.
Zunächst ließ Erdoğan die zu Gülen-nahen Stiftungen angehörigen Schulen mit Geldstrafen belegen, manchen Schulen wurde das Wasser abgestellt und bei anderen Schulen ließ man eine Straße durch den Schulhof bauen.
Der Druck auf die Schulen wurde erhöht und die ersten Beschlagnahmungen der Bildungseinrichtungen fanden statt. Die Beschlagnahmungen der Bildungseinrichtungen fanden nach dem umstrittenen Putschversuch vom 15. Juli 2016 ihren Höhepunkt.
Nach dem Putschversuch hatte Erdoğan die komplette Macht im Land an sich gezogen, den Ausnahmezustand ausgerufen und das Präsidialsystem durchgesetzt. Alle Schulen, die Gülen-nahen Stiftungen gehörten, wurden im Anschluss beschlagnahmt.
Das Erdoğan-Regime hat die meisten dieser Bildungseinrichtungen zu religiösen Imam-Hatip-Schulen umwandeln lassen, die dem Salafismus nahestehen. Dazu zählt auch das Yamanlar College.
Die Umwandlung des Yamanlar-Collges Anfang des neuen Jahres hat zu Diskussionen in der Türkei geführt. In dem ehemaligen Sport- und Theatersaal der Schule hat die Sıla-Stiftung eine Konferenz mit dem Thema Scharia abgehalten. Bei der Konferenz hat einer der Redner, İhsan Şenocak, eine Kriegserklärung gegen Israel gefordert. „Marschiert nach Tel Aviv und wir folgen euch,“ forderte Şenocak die Regierung auf. In dem Saal fanden die Worte des Fundamentalisten große Zustimmung.
Für Verwirrung in der Türkei sorgte auch, dass das Bild von Staatsgründer Atatürk während der Konferenz bedeckt wurde. Viele der Konferenzteilnehmer waren in langen Gewändern und Turban eingehüllt. Das Bild zeigte deutlich, zu was die einstig moderne Schule nach ihrer Beschlagnahmung umgewandelt wurde.
Das Bildungswesen war in den vergangenen Jahren großer Umwandlung ausgesetzt. Das Erdoğan-Regime hat Tausende neue Imam-Hatip-Schulen gegründete oder vorhandene Schulen zu solchen umgewandelt. Die Familien sind damit unzufrieden. Dennoch sinkt die Zahl der modernen Schulen mit jedem Tag.