Der ehemalige Leiter der Antiterrorpolizei in Istanbul, Ömer Köse, ist seit zwei Jahren unter schlimmsten Bedingungen inhaftiert. Jetzt werden dem ehemaligen Polizeichef sogar die Grundbedürfnisse verweigert.
CEVHERİ GÜVEN
BOLD – Der ehemalige Leiter der Istanbuler Polizeiabteilung für Terrorismusbekämpfung, Ömer Köse, sitzt seit etwa zwei Jahren in Einzelhaft in der Gefängnisanstalt von Tekirdağ. Köse ist schon seit August 2014 inhaftiert, aber vor zwei Jahren wurde er in Einzelhaft gesetzt. Damals hatte Köse einen Antrag gestellt um von der Einzelhaft entlassen zu werden. Als Antwort wurde ihm mitgeteilt, dass die Anordnung vom Justizministerium kam und er deshalb in Einzelhaft bleiben müsse. Dort muss Köse unter schweren Bedingungen verweilen. So wird er in einer Zelle gehalten, in der die Heizungen nur in niedrigen Temperaturen gehalten werden. Außerdem soll Köse keinen Zugang zu Warmwasser haben. Kaltes Wasser werde ihm des öfteren abgedreht. Das ergeben Recherchen von Bold.
Soziale Isolation
Die schweren Haftbedingungen spiegeln sich auch bei Familienbesuchen wieder. Während andere Inhaftierte in ein und demselben Saal ihre Familien treffen können, muss Köse die Familienbesuche in einem separaten Raum durchführen. Damit wird der ehemalige Polizeichef vollständig von anderen Menschen isoliert. Er bekommt lediglich die Gefängniswärter zu sehen. Der Kontakt zu anderen Inhaftierten wird ihm verwehrt.
Strafanzeigen erreichen nicht die Staatsanwaltschaft
Das größte Problem von Köse betrifft seine Anträge. Diese werden ignoriert. So wollte Köse mehrmals Strafanzeigen gegen die Gefängnisverwaltung stellen. Doch die Gefängniswärter leiteten diese Strafanzeigen nicht weiter, sodass die Staatsanwaltschaft von den Strafanzeigen nichts erfuhr.
Köse verlangt unter anderem auch in ein Gefängnis verlegt zu werden, das in der Nähe seiner Familie liegt. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte EuGH hatte entschieden, dass die Inhaftierten dieses Recht haben. Doch auch dieser Antrag von Köse wird einfach ignoriert.
Eisenmangelanämie wird ignoriert
Köse beklagt sich vorrangig über die schlechte Behandlung in der Zelle. Die Zelle soll bewusst kalt gehalten werden. Das könnte fatale Folgen haben. Denn Köse leidet an Eisenmangelanämie. Dennoch wird ihm eine neue Decke, die Köse selbst bezahlen wollte, verwehrt. So muss Köse auf einem alten und dreckigen Bett liegen.
PC-Nutzung ohne Tastatur
Köse wird auch mit weiteren Schwierigkeiten konfrontiert. So kann der ehemalige Polizeichef nicht einmal eine Verteidigungsschrift verfassen. Zwar kann Köse den PC-Pool nutzen, doch er bekommt ironischerweise lediglich ein PC ohne Tastatur. Der Mann hat keinen Zugriff auf die Anklageschrift, die aus mehreren tausend Seiten besteht und kann keine Verteidigungsschrift verfassen.
Selbst der Mutter Köses werde psychischer Druck ausgeübt, wenn sie ihren Sohn besuchen wolle. Sie bekomme immer wieder gesagt, dass ihr Sohn ein “Terrorist” sei.