Aziz Çelik gehört zu den Häftlingen in der Türkei, die krank sind und dennoch weiter im Gefängnis bleiben müssen. Vor 10 Wochen hatten die Ärzte bei dem Familienvater eine Leberzirrhose festgestellt. Seine Geschichte zeigt die ausweglose Situation der Gefangenen in den türkischen Haftanstalten.
Von Sevinç Özarslan
(Aus dem Türkischen von Sven Weber)
Aziz Çelik ist seit rund vier Jahren im Gefängnis von Kilis inhaftiert. Am 28. Mai wurde er in die Universitätsklinik von Gaziantep gebracht. Weil das Krankenzimmer für Häftlinge abgeschlossen war, musste der kranke Mann zwei Stunden in Handschellen mit zwei Soldaten an seiner Seite auf den Arzt warten. Bold hat mit einem angehörigen des Mannes gesprochen.
Bereits einen Tag zuvor wurde der Mann vom Krankenhaus in die Universitätsklinik von Gaziantep gebracht. Dort wurde er ins Krankenzimmer für Gefangene verlegt.
Bewacher wollen nicht im Krankenhaus bleiben
An dem Tag hatten die Ärzte eine Blutprobe von dem Mann entnommen. Nach einem anschließend Gespräch mit dem Arzt brachten die Bewacher den kranken Mann wieder zurück ins Gefängnis. Auf eine Anfrage von Çelik erwiederten die Wachen, dass der Arzt es so wollte. Um 21 Uhr war der Mann wieder in seiner Zelle in Kilis.
Am nächsten Morgen um 8.00 Uhr musste der Gefangene wieder ins Krankenhaus gefahren werden. Auch dann gab es massive Strapazen für den kranken Mann. Weil die Schlüssel ein anderer Bewacher mitgenommen hatte, musste der Mann wieder in den Krankenhaus-Fluren warten. Die Blicke der Menschen in dem Krankenhaus hatten dem Mann erneut zugesetzt. Weil der Mann aus Gaziantep ist, kannte er viele der Menschen in dem Krankenhaus, die ihn neben ihren Blicken auch mit Fragen konfrontierten.
Nach dem Tests bei dem Durchgeführt wurden, wurde der Mann um 12 Uhr erneut ins Gefängnis zurückgebracht.
Seit über 40 Tagen in Corona-Einzelhaft
Die Strapazen halten für den Mann weiterhin an. Eine Woche vor dem Ramadan Monat wurde der Mann ins Krankenhaus gebracht. Als er zurückgebracht wurde, steckt man Çelik in Quarantäne-Einzelhaft. “Eine vor dem Ramadan-Monat wurde er unter Quarantäne genommen. Siet 40 Tagen befindet er sich dort. Seiner Psyche geht es sehr schlecht. Er hat Angst dort alleine zu sterben. Die Therapie seiner Krankheit dauert drei Jahre. Derzeit ist er im Gefängnis von Kilis. Nach etwa zehn Tagen muss er erneut ins Krankenhaus und muss dann erneut in Quarantäne. Das wird nicht aufhören,” sagte uns ein Angehöriger von Aziz Çelik.
Keine ordentliche Therapie bekommen
Bereits vor seiner Festnahme hatte der Mann an Asthma gelitten. Er litt an Appetitlosigkeit; starke,Gewichtsverlust, Wasseransammlungen an Bauch und Füßen. Der Angehörige des Mannes sagte zu Bild, dass Aziz Çelik bislang noch keiner ordentlichen Therapie bekommen hatte.
“Seiner Psyche geht es sehr schlecht. Er wird ständig ins Krankenhaus hin- und hergebracht. Der Arzt sagt, dass eine Therapie sehr lange dauern wird. Noch immer hätten die Ärzte nicht herausfinden können, was die Ursache für die Leberzirrhose sei,” erzählte der Angehörige Bold.
Justizangestellter in Kilis
Aziz Çelik arbeitet vor seiner Festnahme als Justizangestellter in Kilis. Wegen Terrorismus-Delikten wurde der Mann am 3. August 2016 festgenommen. Nachdem er rund vier Monate im Gefängnis von Gaziantep inhaftiert war, wurde er in die Haftanstalt von Kilis verlegt. Die Richter begründeten ihr Urteil damit, dass der Mann in Gesprächskreisen der Gülen-Bewegung (“Sohbet”) teilgenommen hatte und die Messenger-App “ByLock” benutzt habe. Sein Fall liegt zur Berufung dem Kassationshof vor.
Der Text wurde für die deutsche Übersetzung redaktionell bearbeitet. Das Original finden Sie hier.