In Ankara und Manisa wurden erneut insgesamt drei schwangere Frauen festgenommen. Eine der Betroffenen ist die in der elften Woche Schwangere Hatice Aydın.
Von Sevinç Özarslan
(Aus dem Türkischen von Sven Weber)
Vor fünf Tagen wurde in Manisa die in der elften Wochen Schwangere Hatice (38) verhaftet und ins Gefängnis der Stadt gesteckt. Eigentlich ist die Verhaftung von Schwangeren in der Türkei verboten. Aydın war zuvor Leherin für Naturwissenschaften an der Privatschule “Nil” in Ağrı, bis diese per Dekret geschlossen wurde. Die Schwangere hat zwei Kinder: Elif Erva (2,5) und Yavuz Selim (7).
Gesundheitsprobleme und Gefahr der Fehlgeburt
Bold hat mit dem Ehemann der Lehrerin, Fatih Aydın, gesprochen. “Meine Frau ist in der elften Woche Schwanger. Wegen des Risikos der Fehlgeburt haben ihr die Ärzte Medikamente gegeben. Gleichzeitig musste sie auch in die Pysiotherapie. Sie hatte einen Bandscheibenvorfall. Sie hat eine Zyste an ihren Schutern und musste deswegen jeden Monat ins Krankenhaus. Eigentlich sollte sie weitere Therapien machen. Wegen der Pandemie hat das Krankenhaus die Therapien eingestellt. Meine Frau leidet zudem unter chronischer Bronchitis,” erzählt der Ehemann.
Nach Arbeitslosigkeit Laden betrieben
Das Ehepaar hatte zuvor in der selben Bildungseinrichtung gearbeitet. Nach ihrer Arbeitslosigkeit haben sie dann einen Lebensmittelladen betrieben. Wegen der Schwangerschaft wurden bereits Anträge auf Entlassung aus dem Gefängnis gestellt. “Der Richter sagte meiner Frau, dass sie seit zwei Jahren gesucht werde. Wir wissen nichts davon und wir haben keine Mitteilung erhalten. Gegen 11 Uhr sind wir zur Stadtverwaltung gegangen um unseren Führerschein zu erneuern. Dort wurde meine Fau von zivilpolizisten festgenommen. Unser Laden war auf den Namen meienr Frau registriert. Unsere Adresse war ihnen damit bekannt,” so der Mann im Gespräch mit Bold.
Auch der Ehemann der Lehrerin musste im Rahmen der Ermittlungen gegen die Gülen Bewegung ins Gefängnis. Fatih Aydın war 13 Monate lang im Gefängnis. Der Mann wurde im November 2018 verhaftet und wurde zu 6 Jahren und 10 Monaten Haft verurteilt. Das Berufungsgericht hatte das Urteil aber später aufgehoben und der Familienvater wurde daraufhin wieder entlassen.
2 weiter Schwangere festgenommen
Am vergangenen Donnerstag wurde in Ankara zwei weitere Schwangere gemeinsam mit ihren Männern festgenommen. Sehat Sarı ist im fünften Monat schwanger und Ümmiye Kara im siebten Monat. Das Ehepaar Sehat und Samet haben einen einjährigen Sohn mit dem Namen Mustafa Vedat. Das Ehepaar Kara hat zwei Kinder.
Drei Frauen im Gefängnis Fehlgeburt erlitten
Der Menschenrechtler und Abgeordnete Ömer Faruk Gergerlioğlu (HDP) erklärt, wie gefährlich Gefängnisse für Schwangere sind. Drei Frauen hätten in den Haftanstalten zuvor Fehlgeburten erlitten. “Hatice Aydın ist in der 10- Woche schwanger, Sehat Sarı im fünften Monat und Ümmiye Kara im siebten Monat. Ihre Verhaftung von Gesetzeswegen verschoben werden. Zuvor hatte drei Frauen im Gefängnis eine Fehlgeburt gehabt. Wer ist dafür verantwortlich, wenn sich das wiederholt,” fragt Gergerlioğlu.
Nurhat Yıldız hatte ihre Zwillinge in der 19. Woche im Gefängnis von Sinop, Hanife Çiftçi hat ihr Baby im dritten Monat im Gefängnis von Osmaniye und Gülden Aşık ihr Baby in der 10. Woche im Gefängnis von Bandırma verloren. Es gebe weitere Frauen in den türkischen Gefängnissen, die dort Fehlgeburten erlitten haben. Diese wollten allerdings nicht, dass ihre Geschichten veröffentlicht werden.
Der Text wurde für die deutsche Übersetzung redaktionell bearbeitet. Das Original finden Sie hier.
Die Krankenberichte von Hatice Aydın: