Erneut haben sich dramatische Szenen in einem türkischen Gefängnis abgespielt. Am Dienstag Abend erlitten rund 150 Gefangene eine Lebensmittelvergiftung im Gefängnis von Ankara-Sincan. Die Lage bleibt weiterhin unübersichtlich.
Von Sevinç Özarslan
Die Lebensmittelvergiftung von rund 150 Häftlingen im Gefängnis von Ankara-Sincan war öffentlich geworden, nachdem am Mittwoch früh ein Gefangener seinen wöchentlichen Anruf mit seiner Familie tätigte. “Wir mussten unsere Notdruft auf den Boden machen. Bis in die Morgenstunden hatten wir Tüten in den Händen und haben gebrochen. Niemand würde es interessieren, wenn wir hier sterben,” sagte der Gefangene am Telefon seiner Mutter.
Abgelaufenes Nudelgericht in den Gefängnissen vom Typ T verteilt
Die Mutter D.Ö., die mit Bold gesprochen hat, erzählt, dass sie am Mittwochmorgen mit ihrem Sohn telefoniert habe. “Das abgelaufene Essen wurden allen Gefangenen im Type T Gefängnis von Ankara Sincan verteilt. Weil die Häftlinge sehr hungrig waren, hat zunächst keiner von ihnen etwas bemerkt,” sagte die Mutter.
Bewusstsein verloren, Weinen, Winseln, und Brechen
Nach ihrem Fastenbrechen in den Abendstunden fing es an. Die Gefangenen bekamen Fieber und Durchfall, mussten brechen. Sie wurden in die Krankenstation gebracht, erzählt D.Ö.: “Die Sanitätsstation hat Platz für 10 Gefangene und deswegen wurde auch nur 10 Häftlinge aufgenommen. Danach wurden bis zu 150 Gefangene krank. In der Krankenstation wurden Matratzen auf den Boden gelegt. Den Gefangenen gab man Tüten. Einige verloren das Bewusstsein, sie weinten und ständig hörte man, wie jemand anderes gebrochen hat,” erzählte uns die Mutter des Kranken.
Nur 1 Krankenpfleger
Nur ein Krankenpfleger gäbe es für diese große Anzahl von Kranken:
“Die Kranken wollten ins Krankenhaus gebracht werden. Wegen der Corona-Gefahr haben das die Aufsehen abgelehnt. Noch schlimmer, nach einer bestimmten Zahl haben sich die Aufseher geweigert, die Kranken zur Krankenstation zu bringen. ´Eure Zellen sind besser für eure Gesundheit als die Krankenstation, sollen die Aufseher gesagt haben.´ Das hat dazu geführt, dass die Gefangenen in der Warteschlange für die Toilette ihre Notdurft voreinander auf den Boden machen mussten. Sie mussten brechen und sahen sich gegenseitig, wie sie ihre Notdruft voreinander auf den Boden verrichteten.
“Tun Sie alles, damit die Stimmen der Gfangenen gehört werden
Der Durchfall ihres Sohnes halte weiter an, erzählt D.Ö. Und bittet um Hilfe. “Auch am folgenden Tag habe es in der Zelle ihres Sohnes Fälle gegeben, in der Häftlinge ihr Bewusstsein verloren haben. Mein Kind wurde dem Tod überlassen. So fühlen wir uns. Niemand will unsere Stimme hören. Tun Sie bitte alles, damit wir gehört werden,” so die Mutter. “Menschen werden dem Tod überlassen. Wo sind die Verantwortlich für sie?”