Im März 2018 entführte der türkische Geheimdienst 6 Türken. Zwei der sechs Personen wurden nun zu einer Haftstrafe von 7 Jahren und sechs Monaten verurteilt.
BOLD – Der türkische Geheimdienst MIT führte im März des vergangenen Jahres eine spektakuläre Entführungsaktion mitten in Europa durch. Im Zentrum des potentiellen EU-Beitrittskandidaten Kosovo wurden insgesamt sechs türkische Personen am hellichten Tag entführt. Der türkische Geheimdienst nutzte bei dieser illegalen Operation Privatflieger, wie in einer internationalen Recherchekooperation zwischen Correctiv, ZDF Frontal 21, Le Monde, El Pais, Haaretz, Addendum, TT, Il Fatto Quotidiano, Monday Morning belegt wurde. Die Entführungen von sechs türkischen Personen im Kosovo wurde von der Europäischen Union scharf kritisiert.
5 LEHRER UND EIN ARZT
Unter den im Kosovo entführten Personen waren der Kardiologie Professor Osman Karakaya, der Biologie Lehrer Cihan Özkan und vier weitere Lehrer Kahraman Deniz, Hasan Hüseyin Günakan, Mustafa Erdem, Yusuf Karabina. Sie waren alle in den Mehmet Akif Colleges tätig, die als Gülen-nahe Einrichtungen gelten. Alle entführten Personen hatten noch gültige Aufenthalte bis 2022.
ALLE IN HAFT – ZWEI VERURTEILT
Heute befinden sich die Entführten allesamt in türkischer Haft. Nun wurden zwei von ihnen zu langen Haftstrafen verurteilt. Sie werden von der türkischen Regierung damit beschuldigt, Mitglieder der regierungskritischen Gülen Bewegung zu sein. Das Strafmaß in den Fällen Osman Karakaya und Cihan Özkan beläuft sich auf 7,5 Jahre. Also dieselbe Strafe, die das Erdogan Regime in Anlehnung an ihre Gesetze zur Terrorismusbekämpfung immer wieder verhängt.
Vor dem 30. Strafgericht von Istanbul sagte Osman Karakaya zu seiner Verteidigung, dass sie schon seit 20 Monaten in Untersuchungshaft sitzen und der Geheimdienst MIT mit der Entführungsaktion internationales Gesetz gebrochen hat.
„ICH HABE IN DEN BESTEN BILDUNGSEINRICHTUNGEN DES KOSOVO GEARBEITET“
Cihan Özkan lehnte die Vorwürfe gegen seine Person ab und forderte zugleich seine Freilassung. „Ich habe in den besten Bildungseinrichtungen des Kosovo sechs Jahre gearbeitet. Diese Einrichtungen wurden durch unseren Staat offiziell besucht. Die Bildungseinrichtungen hatten alle legalen Genehmigungen durch den Staat Kosovo erhalten. Es ist eine Bildungseinrichtungen, in der Fremdsprachen, Biologie, Physik, Chemie unterrichtet werden. Sie haben mit keiner legalen oder illegalen Struktur in der Türkei zu tun.“, so Özkaya weiter.
WAS WIR ERLEBEN MUSSTEN IST INTERNATIONALE MENSCHENVERSCHLEPPUNG
Osman Karakaya verteidigte sich mit der Behauptung, dass seine Strafakte frei von Beweisen sei, die die Anschuldigungen gegen seine Person bewahrheiten würden. Was sie erleiden mussten sei internationale Menschenverschleppung. Karakaya führte vor Gericht vor, dass die erforderlichen legalen Schritte bei Ausreisen nicht durchgeführt wurden. „Wir wurden mit einem Privatflieger ohne Passkontrolle und ohne Ticket in die Türkei gebracht. Ich bin seit 20 Monaten verhaftet und fordere meine Freilassung“.
Vor der Urteilsverkündung sagte Osman Karakaya, „Ich habe nichts strafbares getan. Ich machen Ihnen auch keine Vorwürfe. Ich hoffe auf ein gutes Urteil.“ Cihan Özkan verteidigte sich vor dem Urteil und sagte, dass er „kein Terrorist“ sei und „alle Anschuldigungen ablehne“.
FREISPRUCH VON INTERNATIONALER SPIONAGETÄTIGKEIT
Das Urteil fiel dennoch so aus, wie in den meisten anderen Fällen von Terrorismusbekämpfung. Osman Karakaya und Cihan Özkan wurden zu 7 Jahren und sechs Monaten verurteilt. Lediglich von der Anschuldigung der internationalen Spionagetätigkeit wurden die beiden Verschleppten freigesprochen. Als Anlass für die spektakuläre Entführungsaktion in einem fremden Land mitten in Europa wurde jedoch auf den dringenden Tatverdacht der internationalen Spionagetätigkeit hingewiesen. Mit diesem Urteil wurde die Begründung für ihre Entführung im Kosovo als haltlos festgestellt.