Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt des Vereinigten Königreichs BBC, hat Satellitenaufnahmen eines türkischen Frachtschiffs gemacht. Die illegale Waffenlieferungen an Libyen wurden damit nachgewiesen.
BOLD – Die illegale Waffenlieferungen der Türkei an die libysche Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarraj wurde anhand von Satellitenbildern nachgewiesen. Die entsprechenden Bilder veröffentlichte die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt des Vereinigten Königreichs BBC in der Sendung “Africa Eye”. Demnach sollen die Schiffe bereits am 24. Januar aus dem Hafen der südtürkischen Stadt Mersin losgefahren sein. Das Schiff unter einer libanesischen Flagge trug den Namen “Bana” und hat unter anderem gepanzerte Fahrzeuge und Abwehrsysteme transportiert. Dabei stimmten Mitglieder der Vereinten Nationen, darunter auch die Türkei, erst am 19. Januar auf der Berliner Libyen-Konferenz für ein Waffenembargo. In der Sendung “BBC Africa Eye” wurde gezeigt, wie der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan mit einer Unterschrift die Vereinbarung gebrochen hat.
Nach dem Start am 24. Januar soll der GPS-Transponder drei Tage später, etwa 400 Kilometer vor der libyschen Küste, abgeschaltet worden sein. Dadurch ist das Schiff vom Radar verschwunden. Dennoch wurde ein Satellitenbild erfasst, in dem drei Schiffe am 28. Januar im Osten von Tripoli zu sehen sind. Die Maße und Farbschemen einer dieser Schiffe soll laut BBC denen des aus der Türkei losgefahrenen Schiffes “Bana” entsprechen. Einen Tag später wurde in Tripolis die “Bana” sowie ein weiteres Schiff fotografiert. Bei diesem Schiff handelt es sich um eine Fregatte der Klasse G, das laut BBC lediglich die türkische Marine nutzt.
Am 30. Januar wurde in den sozialen Medien ein Foto der “Bana” gesichtet, auf dem klar zu sehen ist, was dieses Schiff transportiert. Unter anderem waren gepanzerte Fahrzeuge des Modells ACV-15 und Luftabwehrsysteme des Modells Korkut darunter. Letzteres wird lediglich von der Türkei hergestellt. Die türkische Panzerhaubitze T-155 werden ebenfalls nur in der Türkei hergestellt.
Zwar heißt es in der BBC-Doku, dass diese Fotos nicht mit dem Namen des Schiffes übereinstimmen. Doch eine andere exklusive Aufnahme, die der BBC vorliegen soll, stimmen mit diesen Bildern überein. Auf den Bildern sieht man beispielsweise, dass auch von der Brücke des Schiffes, die G-Klassen Fregatte der Türkei die “Bana” eskortiert.
In der Doku tauchen auch Zeugenaussagen auf, die in der italienischen, aber auch in anderen Medien zu finden sind. Drei Tage nach dem Verlassen des Hafen von Tripolis erreichte das Schiff “Bana” den Hafen von Genova. Dort wurde die Crew des Schiffes durch italienische Behörden verhört. Laut Medienberichten soll eines der Crewmitglieder gebeichtet haben, dass die Schiffe Waffen transportiert hätten. Laut BBC soll die italienische Polizei die Aussagen des Crewmitglieds dokumentiert und auch nachgewiesen haben, dass diese Fotos in dem Schiff “Bana” gemacht wurden. Dabei sollen diese Fotos, die unter anderem Schäden am Schiff zeigen, mit anderen Fotos in den sozialen Medien abgeglichen worden sein.
Einer der Crewmitglieder soll in dem Verhör der italienischen Polizei sogar gesagt haben, dass das Schiff für die Beladung mit Waffen an den türkischen Hafen von Mersin gefahren ist. Ein anderer von der Bana-Besatzung soll gesagt haben, dass es neben den Waffen auch Panzer, Jeeps mit Abwehrsystemen und explosiven Gegenständen transportiert wurden. Diese Waffen sollen von 10 türkischen Soldaten eskortiert worden sein.
Die türkische Regierung wollte sich auf eine Anfrage des BBC zu den Vorwürfen nicht äußern.
Die BBC geht sogar einen Schritt weiter und behauptet, die Türkei sei nicht das einzige Land, dass Waffen an Libyen illegal verschifft. Doch das Vorgehen sei der transparenteste Beweis für die Verletzung des Waffenembargos.
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, hat eine Woche nach dem Vorfall einige Länder verurteilt, die sich nicht an die Vereinbarung halten. Guterres wurde dabei aber nicht konkret.
Seit 2014 tobt in Libyen ein Bürgerkrieg, in dem die international anerkannte Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarraj gegen den abtrünnigen General Chalifa Haftar kämpft. Die türkische Regierung unterstützt die Regierung von al-Sarraj. General Chalifa Haftar wird unter anderem von Russland und Ägypten unterstützt.