Ceyda war 15 Monate alt als sie gemeinsam mit ihren 2 Geschwistern und ihrer Mutter Esma Uludağ über den Fluss Mariza nach Griechenland geflüchtet ist. Jetzt lebt das Mädchen in Deutschland und geht in den Kindergarten.
Von Sevinç Özarslan
Nachdem Esma Uludağ mit ihren Kindern über den FlussMariza nach Griechenaland geflüchtet ist, starb Sie in Griechenland. Ihre jüngste Tochter Ceyda ist jetzt dreieinhalb Jahre alt und lebt gemeinsam mit ihren zwei Geschwistern und ihrem Vater in Deutschland und geht in den Kindergarten, teilte ihr Vater über die Sozialen Medien mit.
Esma Uludağ musste am 11. November 2017 gemeinsam mit ihren Kindern Veli Said, Müşerref Zümra sowie der 15 Monate alten Ceyda über den Fluss Mariza nach Griechenland geflüchtet. Nach dem Sie mit ihrem Boot griechischen Boden erreicht haben, musst die Mutter gemeinsam mit ihren Kinder stundenlang laufen. Esma Uludağ hatte während des anstrengenden Marsches ihrer Tochter auf ihrem Rücken. In den Sozialen Medien war zuvor ein Video über ihre Flucht aufgetaucht, in der Ceyda weint und Müşerref Zümra ihre “Mama ich friere” sagt.
15 aylıkken annesi Esma Uludağ’ın sırtında Meriç’i geçen Ceyda, Almanya’da anaokuluna başladı. Ceyda’nın okul sevincini babası sosyal medya hesabından paylaştı.https://t.co/a8LfVHN4ut pic.twitter.com/usiJQXwZM0
— BOLD (@BOLDmedya) January 8, 2020
Am 29. April 2018 verloren die Kinder ihre Mutter. Danach haben sie mit ihrem Vater ein neues Leben in Deutschland begonnen. “In dieser Zeit haben die Kinder sehr viele Schmerzen und Schwierigkeiten durchlebt. Ich werde das nicht vergessen und die Kinder auch nicht. Das bedeutet nicht, dass wir in der Vergangenheit leben werden. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass meine Kinder den Menschen in Zukunft gutes tun und Friedensbotschafter werden,” erzählt uns der Vater Mehmet Ali Uludağ.
Esma Uludağ gehört zu den ersten Opfern in den Säuberungen nach den Korruptionsfällen vom 17. Dezember 2013. Weil eines ihrer Kinder die “Yamanlar-Schule” in Izmir besucht hat, wurde die damalige Beamtin beim Landratsamt in İzmir Karabağla entlassen.
Die Tragödie der Mutter fing schon am 20. April 2015 an. In den Morgenstunden klopften Polizisten an ihre Tür und nahmen sie fest. 64 Tage lang saß Esma Uludağ dann im Sincan-Gefängnis in Ankara. Anschließend wurde sie aus dem Staatsdienst entlassen. Ihre wurde vorgeworfen, dass ihr Kind auf eine Schule ging, die der Gülen-Bewegung nahesteht, im ebenfalls zur Gülen-Bewegung nahestestehenden “Şifa-Krankenhaus” behandelt zu werden und auf einem Bankkonto der Bank Asya 293, 28 TL Geld zu haben. Ein Geldhaus, dass auch eine Nähe zur Gülen-Bewegung hat.
Mehrfach in Lebensgefahr geraten
Auch ihr Ehemann Mehmet Ali Uludağ, ein ehemaliger Beamter im Orndungsamt, wurde aus dem Staatsdienst entlassen. Nachdem Ermittlungen gegen den Familienvater eingeleitet wurden, ist er zunächst für acht Monate untergetaucht. In dieser Zeit hatte die Polizei immer wieder Razzien in der Wohnung der Familie durchgeführt. Um nicht seine Familie solchen Strapazen auszusetzen ist Mehmet Ali Uludağ nach Deutschland geflüchtet. Drei Monate später hat sich auch seine Ehefrau entschlossen aus der Türkei zu flüchten. Zunächst hatte Esma Uludağ die Flucht über die Ägais versucht und später über die Mariza.
Fünf Mal hat die Mutter gemeinsam mit ihren Kindern ins Ausland zu fliehen. Die Flucht aus ihrer Heimat hat 25 Tage gedauert und war dabei mehrfach in Lebensgefahr. Bei ihrer Flucht war sie mit ihrem Baby ins Wasser gefallen und hat es geschafft sich und ihre Kinder sich an Land zu bringen. Bei ihrer Flucht war auch der befreundete Programmierer Sait Kılıç dabei. Er hat das Video über die Flucht der Familie ins Nachbarlarnd gemacht, in dem die Tochter weinen “Mama, ich friere” sagt.
Über ein halbes Jahr auf Familienzusammenführung gewartet
Über 6 Monate musste sie auf die Familienzusammenführung in Athen warten. In dieser Zeit mussten die Frau und ihre drei Kinder acht Mal ihre Unterkunft wechseln. Beim letzten Umzug hatte Esma Uludağ ihrem Mann “ich fühle mich nicht gut” mitgeteilt. Das Leben alleine mit ihren Kindern war zu anstrengend geworden. Die Probleme und der Stress hatten auf dem Haut der Frau zu Ausschlägen, Herz-Rhthmus-Störungen und geführt und zunehmendem Taubheitsgefühl an verschieden Stellen ihres Körpers geführt.
Zudem war die Mutter inzwischen psychisch angeschlagen. Nach dem letzten Umzug erlitt die Mutter einen Schlaganfall und hatte Gehirnblutungen. Ihr Mann hatte auf die Nachricht seiner Frau ihr gehe es schlecht versucht sie beruhigen. “Mach dir keine Sorgen, der Notarzt kommt sofort,” sagte er seiner Ehefrau. Er rief an diesem Abend in Athen jeden an, den er kannte.
“Sagt ihm, dass ich ihn sehr liebe”
Als die Freunde von Mehmet Uludağ in die Wohnung von Esma kommen, konnte die Mutter nicht mehr laufen. Sie konnte nur unter großen Anstrengungen noch ins Treppenhaus und ist dann vor dem Eingang zusammengebrochen. In dieser Zeit hatte es auch Ayşen Albayrak zu Esma geschafft. Sie kannten sich aus dem Gefängnis. Sie ear froh, als Esma ihre Freundin sah. “Ich hatte Angst, dass mirvor meinen Kind etwas passiert und sie Angst bekommen. Jetzt muss ich mir keine Sorgen mehr machen, weil du da bist,” sagte sie zu ihr.
Als der Notarzt eintraf legte sich Esma Uludağ auf die Trage und sagte zum Freund ihres Mannes: “Sagt ihm, dass ich ihn sehr liebe.” Im Krankenhaus hatten die Ärzte eine halbe Stunde versucht sie wiederzubeleben, allerdings ohne Erfolg. “Erstmals habe ich verstanden, was es heißt hilflos zu sein,” sagt der Vater Mehmet Ali Uludağ über den Tag.
Außergewöhnliche Erfolgsgeschichte
Esma Uludağ hat an der Universität von Gediz juristische Verwaltung studiert und als beste abgeschlossen. 2007 hat sie einen Abschluss in Physik an der “Universität Dokuz Eylül” in Izmir und dann 2009 einen weiteren Abschluss an der “Celal Bayar Universität” in Manisa gemacht. In dieser Zeit hat sie geheiratet, ist Beamtin und auch Mutter geworden. Ihr Studentendasein hat allerdings nie aufgehört.
Als Esma Uludağ ihr Diplom als beste ihres Jahrganges ausgehändigt bekam, hatte sie ihren damals achtjährigen Sohn Veli Said, ihre vierjährige Tochter Müşerref Zümra und ihr 38-Tage altes Baby Ceyda dabei.
Weiteres Universitätsstudium in Europa
Esma Uludağ war unter ihren Freunden als eine neugierige Person bekannt, die immer etwas dazulernen wollte. Einen weiteren Abschluss wollte sie in Freiheit und in Europa machen. Ihr Traum war es Rechtswissenschaften zu studieren und Menschenrechtsanwältin zu werden. Esma Uludağs Martyrium begann mit ihrer Festnahme am Morgen des 20. April 2015 und endete mit ihrem Tod am 29. April 2018 in Athen. Die Mutter und Ehefrau hinterlässt einen Ehemann, drei gemeinsame Kinder und ihre Träume. Die Kleidung der Mutter und ihrer Kinder, die sie während ihrer Flucht nach Griechenland anhatten ist im “Tenkil Museum” ausgestellt.
Die deutsche Version wurde leicht redaktionell bearbeitet. Das Original können Sie hier lesen.